Der DAK-Digitalisierungsreport aus dem Jahr 2018 bildet erstmals die Meinung der Ärzteschaft zum Thema Digitalisierung im Gesundheitswesen ab. Wie sinnvoll empfinden Ärzte digitale Produkte, sogenannte E-Health-Lösungen und welche Produkte würden sie selbst in ihren Arbeitsalltag integrieren wollen? Unter anderem geht der Report diesen Fragen nach.

Digitalisierung in der Gesundheitsbranche noch wenig fortgeschritten

Vergleicht man Deutschland bezüglich der Digitalisierung der Gesundheitsbranche mit anderen europäischen Ländern, so hinkt die Bundesrepublik deutlich hinterher. Dies steht in Kontrast zu den 60 Millionen Bürgern in Deutschland, die sich online über Gesundheitsthemen informieren oder Fitness-Apps nutzen. Ihr Lebensstil wird dadurch beeinflusst, ebenso wie die Arztwahl oder der Wunsch nach einer bestimmten Therapie. Ärzte, Krankenkassen und Kliniken müssen deshalb ständig neue digitale Angebote entwickeln, um den Ansprüchen der Nutzer gerecht zu werden. Jedoch ist häufig unklar, inwiefern diese Angebote in die Regelversorgung des Patienten und in den Arbeitsalltag des Arztes eingebunden werden können.

Zahlreiche E-Health-Lösungen noch unbekannt bei Ärzten

Die bekannteste digitale Anwendung ist die Videosprechstunde (82 Prozent). Allerdings hat nur knapp jeder fünfte Arzt diese Anwendung schon einmal genutzt. Das Telekonsil ist mit 67 Prozent ähnlich bekannt wie Befund- und Diagnostik-Apps für Patienten (66 Prozent) oder Online-Coachings für Patienten (62 Prozent).

Am wenigsten bekannt ist überraschend die Online-Patientenakte. Nur 52 Prozent der Befragten gaben an, bereits davon gehört zu haben. Angesichts der medialen Berichterstattung und der Debatte um die Patientenakte ist dieser Anteil durchaus sehr gering.

Was die Verbreitung digitaler Anwendungen betrifft, liegt der elektronische Arztbrief, der über das elektronische Praxisverwaltungssystem versendet werden kann, an der Spitze – 67 Prozent haben bereits davon gehört und fast jeder vierte Arzt hat schon einmal damit zu tun gehabt. Übrigens besteht hier eine deutliche Diskrepanz zwischen älteren und jüngeren Ärzten. Die jüngeren kennen deutlich mehr Anwendungen als die älteren und sehen auch einen entsprechend größeren Nutzen darin.

Ärzte sehen klaren Nutzen in E-Health-Lösungen

Trotz der teils geringen Bekanntheit digitaler Anwendungen sehen Ärzte darin aus wissenschaftlicher Perspektive einen Nutzen für ihre eigene Arbeit. Jeder zweite Arzt war dieser Meinung. Die Vorteile liegen vor allen in der schnelleren Verbreitung neuster medizinischer Erkenntnisse und Leitlinien und in der einfacheren Durchführung von Studien mit digitalen Methoden.

Allerdings wächst der wissenschaftliche Nutzennachweis von digitalen Therapieprogrammen für den Patienten erst langsam, da eine Bewertung dessen aufgrund mangelnder praktischer Erfahrung noch nicht möglich ist. Dennoch sieht auch hier der überwiegende Teil der Ärzteschaft einen künftigen Nutzen (80 Prozent). Eine Zusammenführung von Tracking-Daten in die digitale Gesundheitsakte des Patienten existiert noch nicht, allerdings wird Ihre Nützlichkeit angenommen.

Die digitalen Versorgungslösungen werden von den Ärzten weniger positiv bewertet, wenn sie noch rein theoretisch sind. Vier von fünf Ärzten würden klinische Studien (ähnlich wie bei Medikamenten) als notwendig ansehen, um den Nutzen digitaler Anwendungen nachzuweisen und begrüßen deshalb eine Prüfung durch unabhängige Stellen.

Fazit: Am wichtigsten ist den Ärzten, dass sie von E-Health-Lösungen im Arbeitsalltag entlastet werden, um mehr Zeit für den Patienten zu haben. Zahlreiche Ärzte befürworten deshalb ein Szenario, das eine klare Regelung digitaler Lösungen beinhaltet.