Dem Ruf nach Digitalisierung in unserer Gesellschaft kann sich auch das Gesundheitswesen längst nicht mehr entziehen. Auch der politische Wille zu digitalen Reformen im Gesundheitssektor ist vorhanden und wird durch entsprechende Gesetze vorangetrieben. Doch technische Umsetzungsschwierigkeiten in den Praxen machen Digitalisierungsstrategien nur allzu oft einen Strich durch die Rechnung. Jüngstes Beispiel ist die elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (eAU): Eigentlich sollte die Krankschreibung seit dem 1. Oktober digital an die Krankenkassen übermittelt werden, doch die dazu notwendige Software des Bundesgesundheitsministeriums war zum Stichtag bei Weitem nicht in allen Arztpraxen installiert.

Dabei ist das Thema Digitalisierung auch für das Praxismarketing und die Patientengewinnung von enormer Bedeutung, denn Patienten wünschen sich in zunehmendem Maße digitale Services in den Praxen. Doch bislang hinkt das Angebot der großen Nachfrage deutlich hinterher.

Umsetzungsprobleme in den Praxen

Wer von seinem Arzt krankgeschrieben wird, erhält bislang drei separate Blätter: Ein Dokument zur Vorlage beim Arbeitgeber, eines für die eigenen Unterlagen und eines für die Krankenkasse. Letzteres sollte eigentlich seit Anfang Oktober durch eine digitale Meldung ersetzt werden. Doch eine Vielzahl technischer Probleme machte die Einrichtung einer Übergangsregelung erforderlich: So dürfen Ärzte noch bis zum Jahresende das im allgemeinen Sprachgebrauch auch als „gelber Schein“ bekannte Formular als Papierausdruck verwenden.

Die Einführung der eAU in Deutschland hakt insbesondere an der technischen Ausstattung in den Arztpraxen, denn für die Ausstellung der digitalen Krankschreibung braucht es mehrere Komponenten, darunter neben einem elektronischen Heilberufsausweis (eHBA) und einem KIM-Dienst auch ein Update der Konnektoren für die Telematikinfrastruktur (TI). Auch die unterschiedlichen Praxisverwaltungs-Systeme, die in den deutschen Praxen im Einsatz sind, können aufgrund von Kompatibilitätsproblemen zu Schwierigkeiten führen, ebenso wie die bislang häufig fehlende Schulung des Praxispersonals.

Kritik an der stufenweisen Umsetzung der eAU

Viele Ärzte stellen auch die „häppchenweise“ Digitalisierung des Krankschreibungsprozesses infrage. Denn während die Meldung an die Krankenkasse ab diesem Herbst geplant war, sollen die Arbeitgeber bis zum Sommer nächsten Jahres noch die gute alte Papierbescheinigung bekommen. Erst ab Juli 2022 ist die digitale Übermittlung der AU-Bescheinigung auch an die Arbeitgeber vorgesehen, der Papierausdruck für die eigenen Unterlagen soll vorerst auf unabsehbare Zeit bleiben. Was eigentlich eine Erleichterung für die Patienten und Praxen gleichermaßen hätte sein können, wird so von vielen als halbherziger Vorstoß der Politik empfunden.

Unbestritten bleiben bei aller Kritik jedoch die positiven Auswirkungen, die eine Ausweitung der digitalen Angebote auf die Patientenzufriedenheit hat. Aus diesem Grund empfiehlt die OMB AG als Spezialist für Praxismarketing, auch im Sinne der Patientengewinnung die digitalen Services in der eigenen Praxis regelmäßig auf den Prüfstand zu stellen und an die gestiegenen Patientenbedürfnisse anzupassen.