Jeder kennt es: Man fühlt sich krank, möchte aber nicht sofort zum Arzt gehen, um sich untersuchen zu lassen. Deshalb wird erst einmal „Doktor Google“ gefragt, was die Symptome bedeuten könnten. Mittlerweile wird nicht nur die Suchmaschine zum hauseigenen Mediziner, sondern eine Vielzahl von Apps und anderen digitalen Lösungen erobert den Markt. Das wachsende Angebot soll durch schnellere Diagnosestellung ohne zeitaufwendige Arztbesuche zu einer effizienteren Gesundheitsversorgung beitragen. Die Frage für viele Patienten ist nun: Was taugen solche Apps und sind die Diagnosen annähernd so zuverlässig wie die von fachkundigen Medizinern?
Service-App Ada in der Kritik
Ada wurde von einem Berliner Start-Up 2017 in Zusammenarbeit mit Medizinern und Wissenschaftlern entwickelt. Die App basiert auf künstlicher Intelligenz und soll eine verlässliche Diagnose unter Berücksichtigung von mehreren Milliarden Symptomkombinationen erstellen. Zunächst werden dem Patienten Fragen nach seinem Krankheitsbild gestellt, dann werden die Daten mit denen von Personen verglichen, die ähnliche Symptome aufwiesen.
Das klingt zunächst gut, doch bei der Anwendung sollten Nutzer aufmerksam sein. Das Problem, dass die App aus einem einfachen Kopfschmerz einen Hirntumor macht, besteht auch hier, nicht nur bei Recherchen via Google. Bei keinem Ergebnis kann man sich darauf verlassen, dass es wirklich zutrifft, und im Falle von ungewöhnlichen Analyseergebnissen der App ist ein Arztbesuch sowieso obligatorisch. Sich rein auf die Technik zu verlassen, kann dem Nutzer häufig mehr schaden als nutzen, da die Diagnose-Vorschläge zu ungenau und die eigene Antwort auf die Fragen viele Laien überfordert. Dass die Diagnose ausschließlich auf Basis von unzuverlässigen Symptombeschreibungen und keinerlei Tests körpereigener Proben vorgeschlagen wird, erschwert eine systematische Evaluation besonders.
Zudem werden die vielen Gesundheits-Apps häufig aufgrund rein wirtschaftlicher Interessen entwickelt und vermarktet. Die Frage nach dem Datenschutz wird oftmals als zentraler Kritikpunkt bei der Debatte angeführt. Bei jeder Anwendung der App werden neue Daten generiert, vom Anbieter gespeichert und beliebig oft weiterverwendet. Insbesondere bei kommerziellen Anbietern stellt sich die Frage, inwieweit die Weitergabe von Daten aus wirtschaftlichen Interessen geprüft und kontrolliert wird. Die sichere Speicherung und Verhinderung unfreiwilliger Verbreitung sollte für den Nutzer jederzeit gewährleistet und die Nutzung der Daten transparent und detailliert mitgeteilt werden. Aktuell herrscht darüber häufig noch Unklarheit. Auch der Aspekt menschlicher Empathie und emotionaler Intelligenz, wie er Patienten bei der persönlichen Untersuchung durch eine Ärztin oder einen Arzt zuteilwird, entfällt bei der Nutzung von Gesundheits-Apps. Welche Auswirkungen das auf die Diagnosestellung hat, ist jedoch unklar.
Einen Arzt ersetzen kann die App nach unserer Einschätzung deshalb aktuell noch nicht, denn die Diagnose-Vorschläge der App können kaum medizinisch belegt werden. Ein Arztbesuch ist zur finalen Diagnostik daher unbedingt notwendig.